Der innere Saboteur

oder warum nehme ich nicht ab?

Dick oder übergewichtig zu sein, ist nicht immer einfach. Es hat viele Nachteile - aber natürlich auch Vorteile. Die Nachteile sind hinlänglich bekannt, die Vorteile nicht immer; da sie aber (vor allem wenn sie unbewußt sind) zu den treibenden Kräften des Übergewichtig-Werdens bzw. Seins und zu den blockierenden Kräften beim Abnehmen gehören, lohnt sich ein genauerer Blick auf sie. Sie sind es nämlich, die alle guten Vorsätze und Absichten und selbst die ausgeklügelsten Diätkuren auf subtile aber sehr effektive Weise unterwandern. Kein Wunder, daß die meisten Diätkuren entweder nicht greifen bzw. die Rückfallquote in alte Gewohnheiten sehr hoch ist. Will Mann/Frau wirklich auf Dauer schlank werden, empfiehlt es sich, in diesen Bereich etwas genauer hin einzuschauen, um die unbewußten Mechanismen und Programme zu verstehen und die treibenden Kräfte und blockierenden Muster aufzulösen.

Dieses Artikel ist für alle, die ihrem inneren Saboteur auf die Spuren kommen und aus dem Teufelskreis von Ab- und Zunehmen aussteigen wollen.

NLP (Neurolinguistisches Programmieren) bietet dazu eine Vielzahl von Methoden und Hilfestellungen an, die diesen Blick hinter unsere "Kulissen" erleichtern.

Der durchschnittliche Deutsche ißt und ist zu fett und viele fühlen sich auch so. Viele kennen den Kampf mit dem inneren "Lust- und Frustfresser", dem Saboteur unserer guten Vorsätze und Einsichten. Dabei versuchen uns zahllose Diätkuren und Fitnesstudios zu helfen, die jedoch oft nur den alltäglichen Streß und Frust erhöhen und noch das Gefühl hinzufügen, es nicht zu schaffen oder versagt zu haben. Denn je nach dem wie konsequent und diszipliniert man ist, klappt das eben mehr oder weniger. Aber selbst bei denen, die ihr gewünschtes Gewicht erreicht haben, ist der Erfolg oft nicht von langer Dauer, denn man hat die "Rechnung ohne den Wirt gemacht" - und der heißt bei uns "Unterbewußtsein".

Da residiert er und lacht sich ins Fäustchen und denkt "Laß die da oben nur machen, früher oder später setze ich mich mit meinen Bedürfnissen doch durch." Und leider hat er meistens recht, denn er sitzt zusammen mit den Gefühlen im Bauch - und damit am schwereren und längeren Hebel. Was wir nicht wissen, ist, daß er eine wichtige Funktion und eine gute Absicht hat. Da diese aber meist unbewußt ist, verstehen wir ihn nicht.. Wir nennen ihn den "inneren Schweinehund", Saboteur oder .... und bekämpfen ihn mit allen Mitteln. Gerade Übergewichtige und Raucher können ein Lied davon singen. Was haben sie nicht alles probiert, um diesen Saboteur ihrer guten Absichten auszutricksen. Aber er hat es immer wieder geschafft sich durchzusetzen - ist es nicht so? Und auf so subtile und gemeine Weise nutzt er unsere schwachen Momente aus, suggeriert uns so überzeugende Sätze wie "Du gönnst dir ja sonst nichts." oder "Ein bißchen schadet doch nichts" oder "Einmal ist kein mal" oder "Sieht doch keiner" oder "Du hast jetzt eine Belohnung verdient". Er weiß genau, wann und wo und wie er uns schwach kriegt und unseren Kontrolleur umgeht.

NLP-Therapeuten haben nun einen ganz anderen Weg entdeckt, daß Dilemma zu lösen: Nicht im Kampf und in der Disziplin liegt die Lösung, sondern im Verständnis und im Dialog, sagen sie. Und dazu haben sie Mittel und Wege gefunden, die erstaunlich einfach und verblüffend wirksam sind. Aber wie bitte spricht man mit seine Unterbewußtsein oder mit seinem "inneren Schweinehund"?

NLP-Anwender behaupten: "Wer den offenen und ehrlichen Kontakt mit seinem Unterbewußtsein sucht, findet ihn auch. Wer gelernt hat, mit dem Unterbewußtsein zusammenzuarbeiten, hat einen guten Freund und einen hilfreichen Diener gefunden. Wer es jedoch bekämpft, dem entzieht es sich." Daher lohnt sich ein Blick hinter die eigenen Kulissen, um seine die Funktionsweise zu verstehen und Licht in dieses Dunkel unserer unbewußten Motive und Absichten zu bringen.

NLP hat herausgefunden, daß hinter jeder Verhaltensweise grundsätzlich eine positive Absicht steht - auch wenn das auf den ersten Blick völlig absurd erscheint. Denn aus der Sicht des Teiles in uns, der für unseren Schutz, unser Wohlbefinden und unsere grundlegenden Bedürfnisse verantwortlich ist, sind diese für den Kopf ungeliebten und verräterischen Impulse wie "Gönn Dir was!", "Laß dich nicht einschränken!", "Tu was Du willst!" Ausdruck eines emotionalen und damit tiefer liegenden Ebene unseres Seins. Wenn man diesen Teil im therapeutischen Gespräch fragt, warum er das tut, obwohl doch gerade von "oben" entschieden wurde, die Wurst im Kühlschrank oder das Törtchen im Laden zu lassen, dann sagt er meist "Ich will, daß es Dir jetzt gut geht" - und dafür sorgt er auf seine ihm bestmöglichsten Weise. Dieser Teil kennt keine Zukunft und keine abstrakten Ideen und Vorsätze. Er will und braucht die Befriedigung sofort.

Die Hauptfunktion unseres Unterbewußtseins besteht darin unsere Grundbedürfnisse zu erfüllen und uns zu beschützen oder wie manche Psychologen sagen, daß "innere Kind" zu versorgen. Dazu wählt es immer den einfachsten oder den naheliegendsten Weg. Wenn es einmal in einem schwachen Moment, wo es uns nicht gut ging, gelernt hat, daß das Sahnetörtchen uns von unserem Frust, unserem Problem, unserer Einsamkeit etc. ablenkt und das in unserem Umfeld als legitim und normal angesehen wurde, dann hat es sich das gemerkt - für immer. Wenn zum Beispiel in unserer Kindheit Lob und Anerkennung mit Süßigkeiten kombiniert wurde, dann sitzt das tief im Unterbewußtsein.

Da kann der vernünftige "Klugschwätzer" im Kopf sagen und sich vornehmen was er will - der Bauch in dem die Bedürfnisse und Gefühle leben ist stärker.

Also was tun?

Der NLP-Therapeut würde Sie als erstes fragen: "Wozu ist dieses Verhalten, das Sie ändern wollen gut? Was ist die gute Absicht dieses Teiles, der Sie zum Sahnetörtchen (zur Zigarette oder zur Flasche etc.) greifen läßt?" Liegt der Vorteil im Moment des Einverleibens, im Genuß oder zum Beispiel der Ablenkung von etwas, das Sie nicht wahrhaben, fühlen oder ändern wollen? Oder liegt er im Dicksein an sich?

Ein einfacher Satz(-anfang) kann ihnen helfen, sich selbst und ihrem Innersten auf die Spur zu kommen: Stellen Sie sich in solch einem "schwachen" Moment ganz offen die Frage: "Wenn ich ganz ehrlich bin, was möchte ich jetzt im Moment am liebsten tun? - oder vermeiden?

Von der Ehrlichkeit mit der Sie diese Frage beantworten, hängt der nächste Schritt ab. Haben Sie also herausgefunden, daß Sie zum Beispiel abschalten, jemandem die Meinung sagen oder mal in die Arme genommen werden möchten, dann überlegen sie sich in aller Ruhe, was es für praktikable Alternativen zu dem unerwünschten, inakzeptablen Verhalten gibt - um dieses Ziel zu erreichen bzw. das eigentliche Bedürfnis hinter dem "Ersatz" zu befriedigen.

Leichter ist das natürlich mit einem Therapeuten oder einer guten Freundin oder dem Partner (wenn denn dieser offen dafür ist). Ideal ist auch eine Gruppe, die sich gezielt mit dieser/Ihrer Thematik beschäftigt. Wenn Sie in die Lösung dieser wahren Bedürfnisse Energie und Zeit investieren, macht sich das effektiver, grundlegender und länger bezahlt als jede frustrierende Diät.

Martina (34, 18 Kg Übergewicht), Mutter von 2 übergewichtigen Kindern fand heraus, daß sowohl in ihrem Elternhaus als auch bei sich, das Essen der sozialen und gemütlichen Mittelpunkt des Familienlebens war. Und es war die einzigste Gelegenheit alle harmonisch beisammen zu bringen. Dadurch wurde es zu einem Ritual, das sie durch viel und reichliches Essen und insbesondere leckere Desserts so lang wie möglich hinauszuzögern suchte. Außerdem waren Süßigkeiten immer schon das beliebteste Trostpflaster und Anerkennungssymbol. Als sie lernte andere Möglichkeiten des gemeinsamen Tuns zu entdecken und einzuführen, um dieses elementare Bedürfnis zu befriedigen, wurde Essen weniger wichtig und das Abnehmen leichter.

Oder ein anderes Beispiel: Andrea hatte in der Pubertät entdeckt, daß schlank und damit auch attraktiver sein bedeutet, die Jungs wollen etwas von dir. Dieses "etwas", nämlich Sex, war ihr in ihrer Erziehung aber als schmutzig und gefährlich dargestellt worden und sie hatte Angst davor. Sie merkte, daß mit jedem Kilo, das sie zunahm, das Interessen der Jungs abnahm. Sie hatte somit Ruhe vor diesem Thema. Mit 24 begann sie jedoch unter der Einsamkeit und den gesundheitlichen und anderen Nachteilen ihres Übergewichtes zu leiden. Mit viel Ehrgeiz und starken Willen schaffte sie es in 3 Monaten wieder schlank und attraktiv zu werden. Da sie aber das eigentliche Problem noch nicht gelöst hatte, dauerte dieser Zustand so lange, bis sie die Blicke der Männer an die Bedrohlichkeit des Themas erinnerte. Wahre Fressattacken begannen sie zu überfallen, gegen die sie sich völlig machtlos fühlte und es dauerte keine 4 Wochen und sie hatte ihr altes Gewicht wieder drauf. Dieses "Spiel" dauerte mehrere Jahre, bis sie sich entschied zu einem Therapeuten zu gehen, der ihr half das eigentliche Problem zu lösen und ihre Angst vor Sex und Männern in Neugier und Interesse umzuwandeln. Erst danach, als Schuldgefühle und Ekel verschwunden und Männer eine spannende Herausforderung geworden waren, brauchte sie das Übergewicht zum Schutz und die damit verbundenen Fressattacken nicht mehr. Sie genoß es schlank zu sein.

Wie Andrea geht es vielen Frauen. Die gute Absicht des Teils, der die Fressattacken schickte, war, sie vor einem Thema zu schützen, das sie überforderte. Keine noch so gute Diät und vernünftige Einsicht kann die dahinterliegende gute Absicht des Unterbewußteseins knacken. Für das innere Kind ist Dicksein das kleinere Problem. Das giltübrigens auch für viele Krankheiten, dei denen immer mehr Fachleute überzeugt sind, daß der psychosomatische Anteil, also der Anteil des Unterbewußtseins, das sich eine Krankheit aus einem bestimmten Grunde "zulegt", sehr viel höher ist als bisher angenommen. Genauso wie Dicksein ein "Trick der Seele" ist, kann man Krankheit als "Schrei der Seele" bezeichnen. Auch hier gilt die erste Frage eines NLP-Therapeuten den Vorteilen der Krankheit. Aber darüber vielleicht ein anderes mal.

8663 Z. David Luczyn

Sollten Sie an einer therapeutischen Beratung Interesse haben:

www.coaching-frankfurt.de

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