MAGIE DES AUGENBLICKS oder von der hohen Kunst im Augenblick zu bleiben
Als ich mich wieder auf den sinnlich erfahrbaren Moment konzentriere, klingelt das Telefon. Ein interessantes Geräusch, das ich einfach mal nicht persönlich nehme und so nur dem vertrauten und trotzdem so unerhörten Klangmuster lausche. Ich versuche nun, alle Geräusche um mich herum mal nicht ins bekannte Raster von das ist ein ... zu stecken, sondern nur das Geräusch an sich ohne Zuordnung und Wertung wahrzunehmen, als ob ich ein Neugeborener wäre, der sich an die irdische Geräuschkulisse erst gewöhnen muss. Pause. Gibt es auch Erhörungen oder nur Erleuchtungen? Zurück im Augenblick schalte ich das Sehwerk an. Satte grüne Spätsommerfarben und -formen um mich herum: gelbe lange Blumen, wie Sterne aufgrünen Stängeln, reife rotbackige Äpfel, der Himmel blau und wolkenfrei. In der Karibik tobt im selben Moment ein Hurrikan, gerade wird irgendwo ein Kind geboren, Menschen haben Orgasmen, Schmerzen, Sorgen, Ängste, Freude, und mehrere Leute sterben, während ich weiter auf dieser Tastatur herumhämmere und mir ein paar Franken verdiene, die ich in der Zukunft für etwas ausgeben kann, das ich dann ganz bewusst in einer anderen Gegenwart genießen werde. Und wo warst Du gerade, lieber Leser? |